Veranstaltungen Auf dieser Seite veröffentlichen wir Hinweise zu eigenen Veranstaltungen oder zu Veranstaltungen anderer Gruppen/Vereine/Einzelpersonen, die in einem engen Zusammenhang zu Erich Mühsam stehen. Veranstaltungshinweise senden Sie bitte an: post@erich-muehsam-gesellschaft.de Ältere Veranstaltungshinweise finden sie im Archiv ![]() am 06. April 2022 Unter folgendem Link findet sich ein Artikel rund um den Geburtstag von Erich Mühsam und die Verleihung des Erich-Mühsam-Preises. Bericht Geburstag Erich Mühsam ![]() IN ITALIEN AUFGEFÜHRT Unserem engagierten Mitglied Leonhard Schäfer, Italien, ist es gelungen, eines der der besten Schauspiele von Erich Mühsam, nämlich Staatsraison, wieder auf die Bühne zu bringen, diesmal in italienischer Sprache. Piscator hatte es in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts in Berlin zur Aufführung gebracht. Das Leben und Sterben der Anarchisten Sacco und Vanzetti hatte damals eine beispiellose Bewegung der aufgeklärten Welt in Gang gesetzt. Wir haben vergeblich verschiedentlich versucht, Theater zu einer Wiederaufführung des Dramas anzuregen! Um so mehr danken wir Leo und seinen Mitspieler*innen für diese Aufführung! Ein Bericht der Aufführung mit einigen Bildern: Bericht Aufführung "Staatsraison" ![]() Porträt von Erich Mühsam ![]() Dieses Porträt von Erich Mühsam wurde uns freundlicherweise von Wolfram P. Kastner vom Institut für Kunst und Forschung , München für unsere Homepage zur Verfügung gestellt. Vielen Dank ![]() Zur Information Jan Bachmann *1986 in Basel, hat an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin studiert. Mit seinem Kurzfilm "Man müsste Räuber sein oder zumindest Sprengmeister" wurde er 2015 für den Preis der Deutschen Filmkritik nominiert. 2017 war er mit einem SKK-Atelierstipendium ein halbes Jahr in Ägypten und im April 2017 hat er den Comic-Förderpreis der Schweizer Städte gewonnen. Gerade arbeitet er an einer Form von Prequel zu "Mühsam". Diesmal geht es um den Monte Verità im Jahre 1900. Zehn Jahre bevor die Tagebücher des Anarchisten Erich Mühsam (das Material zu "Mühsam") beginnen. Dieses Projekt "Der Berg der nackten Wahrheiten" wird von der Pro Helvetia unterstützt. atelierpeng.ch ![]() Jan Bachmann MÜHSAM, ANARCHIST IN ANFÜHRUNGSSTRICHEN ISBN 978-3-03731-172-1 96 Seiten, farbig, 22 x 30, Klappenbroschur CHF 24.00/EUR 19.80, inkl. Versand Der junge Lübecker Poet und Anarchist Erich Mühsam (1878-1934) wird im Sommer 1910 von seinen besorgten Brüdern auf Kur in die Schweiz geschickt. Er findet sich dort in einem bürgerlichen und an seinen Talenten uninteressierten Umfeld wieder. Das Dichten fällt ihm schwer und sein Werben um eine hübsche Mitpatientin ist weitgehend erfolglos. Ständig plagen ihn Sexualität und Geldsorgen, während er darauf hofft, dass zumindest die bei ihm bestellten Chansontexte bezahlt werden. Graphic Novel Erich Mühsam, der "Anarchist in Anführungsstrichen" Er war Revolutionär, Bohemien und Poet: Für das Porträt "Anarchist in Anführungsstrichen“ hat der Zeichner Jan Bachmann drei Monate aus Erich Mühsams Tagebüchern verarbeitet - und zeigt einen höchst widersprüchlichen Menschen. "Sollen diese Tagesaufzeichnungen für mich selbst als Erinnerungsstützen Wert haben, so müssen sie ehrlich sein, die notierten Ereignisse niemals fälschen und für mein gegenwärtiges Erleben wichtige Vorgänge nicht verschweigen. Die Rücksicht darauf, dass die Notizen einmal publiziert werden könnten, darf nichts entscheiden." Das schreibt Erich Mühsam 1910 in seinem Tagebuch über das Tagebuch-Schreiben. Und ihm ist es ernst damit: Schamlos ehrlich berichtet er über sein Leben als Schriftsteller, Bohemien und Anarchist. Zumindest so ehrlich, dass er Selbstzweifel so wenig auslässt wie die ihm eigene Selbstüberschätzung, die ständige Geldknappheit so wenig wie seine Unsicherheit gegenüber Frauen. Bohemien und öffentliche Figur Seit 2011 veröffentlicht der Verbrecher Verlag sukzessive die kompletten Tagebücher Erich Mühsams, die die Jahre 1910 bis 1924 umfassen. Der Schweizer Comic-Zeichner Jan Bachmann hat nun aus den ersten drei Monaten des ersten Bandes von 1910 die Graphic Novel "Mühsam: Anarchist in Anführungsstrichen" gemacht. Für ihn ist Mühsam der ideale Comic-Held, denn, so Bachmann: "Mühsam war schon damals ein Freak, würde man heute sagen. Er hat sich ganz schräg gekleidet. Wirklich schräg, lange Haare, dieser Blick, diese Brille. Er ist viel aufgetreten, hat viele Reden geschwungen, Gedichte rezitiert. Er war wirklich eine öffentliche Figur, die sich sehr stark inszeniert hat." ![]() Uns begegnet ein Mühsam mit überlanger, spitzer Nase, mit krausem Haar und dichtem Rauschebart, gezeichnet in satten Farben und mit krakeligen Linien. Expressionistische Bilder, ganz verpflichtet dem künstlerischen Zeitgeist des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Für die Story übernimmt Bachmann ausgewählte Tagebucheinträge Wort für Wort, entwickelt Szenen daraus, erfindet Dialoge dazu. Und weil die Story 1910 spielt, lernen wir nicht den Mühsam kennen, der die Revolution von 1918 mit anführt, sondern den 32-jährige Poeten und Bohemien, der noch von der Revolution träumt. Der kaum Bücher verkauft – und trotzdem überzeugt ist von sich selbst: "Natürlich lehnt mein Verleger die Herausgabe meiner Moritate [sic!] ab", lautet einTagebucheintrag. "Ich glaube, ich kann das Buch auf das Massengrab meiner übrigen Pläne werfen. Als ob ich geradezu mit dem linken Fuße aus dem Mutterleib gestiegen wäre. Denn am Ende habe ich doch alles; Talent, Fleiß, Intelligenz und bin ein leidlich netter Mensch." Ein Anarchist auf Kur Obwohl nur ein Ausschnitt von knapp drei Monaten aus Mühsams Leben gezeigt wird, bekommt man ein sehr gutes Bild von ihm. Mühsam ist auf Kur in Château d’Oex in der Schweiz, nachdem er zu Unrecht im Gefängnis saß, flieht von dort zu seinem Liebhaber Johannes Nohl und geht später nach München. Er schreibt Gedichte und Artikel für linke Zeitschriften – und schnulzige Chansons, um über die Runden zu kommen. Er ahnt den kommenden Krieg voraus, stellt sich gegen den Militarismus der Zeit. Er bezeichnet sich als Anarchist, kritisiert die Sozialdemokraten für ihre Kompromisse – und pumpt sich immer wieder Geld von den Verwandten. Er verachtet das Bürgertum – und sucht doch dessen Anerkennung. Genau diese Widersprüche findet Autor Jan Bachmann spannend: "Er hat in der Zeit versucht, das Proletariat zu agitieren, und hat die mit Freibier zu seinen Veranstaltungen gelockt. Er hat also die Hoffnung, da irgendetwas bewirken zu können und war darin noch relativ erfolglos zu dieser Zeit. Und auf der anderen Seite fühlt er sich als total unterschätzter Poet. Er hat eine große Ambition, in der bürgerlichen Welt zu reüssieren und das funktioniert auch überhaupt nicht. Und das finde ich interessant, dieses Hin und Her zwischen bürgerlicher Anerkennung und einer Revolution, die er möchte." Themen, die noch immer aktuell sind Die Revolution wird später kommen – und Mühsam ein Teil von ihr sein. Ein noch größerer und wichtigerer Teil wird er von der Münchner Bohème sein. Auch davon ist im Buch noch kaum etwas zu spüren, schlicht, weil das Geschehen nur zum kleinsten Teil in München stattfindet. "Mühsam: Anarchist in Anführungsstrichen" ist eine ausgesprochen kurzweilige Graphic Novel, die einen schmunzeln und nachdenken lässt über Themen, die auch heute noch aktuell sind: Über das Leben im Prekariat genauso wie über eine schleichende Aufrüstung und eine zunehmend konfrontative Welt. Eine Stimme wie die Erich Mühsams, das wird klar, wäre auch heute wichtig. "Erich Mühsam: Anarchist in Anführungsstrichen" von Jan Bachmann ist in der Edition Moderne erschienen. ![]() ![]() FÜHRUNGEN & SPAZIERGÄNGE in Lübeck auf den Spuren Erich Mühsams, VORTRÄGE jwgoette@gmx.de
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